Distorsionsverletzungen des Sprunggelenkes sind die häufigsten Verletzungen des Menschen, besonders im Sport. Aktuell werden ca. 3,4 Milliarden Euro Kosten pro Jahr für die Versicherungen nur für diese Verletzung angenommen. Besonders bei Sprungsportarten wie Handball, Basketball, Fußball aber auch beim Squash, Tennis und Badminton kommt es zum Umknicken mit zum Teil weitreichenden Folgen. Wenn man einmal ein Distorsionstrauma des Sprunggelenkes erlitten hat, kommt es in 34% bis 73% zu einer erneuten Verletzung dieses Sprunggelenkes.
Aus diesem Grund ist es umso bedeutsamer, ein Distorsionstrauma, nur weil es so häufig vorkommt, als Bagatellverletzung abzutun. Leider sieht die Erstversorgung einer derartigen Distorsion meist so aus, dass der/die Verletzte einen Salbenverband bekommt, ggf. eine u-förmige Bandage für 2-3 Wochen. Die Folge ist oft eine ungenügende und sogar Defektheilung. Die Patienten kommen dann zu uns, wenn sie nach einigen Monaten oder nach einem Jahr immer noch über Beschwerden, Schwellungen und Instabilität mit mangelnder Belastbarkeit klagen. Wir haben bisher einige Tausend derartiger Verletzungen behandelt. Dies erfolgte bei der Betreuung unserer Sportler sofort am Platz sonst leider oft verspätet, wenn die Verletzungen bereits Tage oder Wochen zurücklagen, was sich für das Heilungsergebnis ungünstig auswirkt.
Wir empfehlen folgendes Vorgehen:
Direkt nach dem Unfall/Umknicken: PECH-Regel
sofort Pause, Kühlen, Druckverband, Hochlagern. Salben erst nach 1 Tag, nicht wie in jeder Krankenhausambulanz üblich, direkt der berühmte „Salbenwickel“. Die entsprechenden Salben sollen die Durchblutung fördern, damit bewirken sie zu Beginn einer Verletzung genau das Gegenteil von dem, was erreicht werden soll, es blutet nämlich mehr! Das gleiche gilt für entzündungshemmende und abschwellende Medikamente, erst 12-24 Stunden nach der Verletzung einnehmen. Wir verordnen, bzw. empfehlen gerne unterstützend Enzympräparate.
Ein Kinesiotape mit Rückfußstabilisierung wird angelegt und bei schwereren Verstauchungen verordnen wir eine den Rückfuß stabilisierende Orthese.
Nach ca. 3-5 Tagen führen wir fokussierte Stoßwellenbehandlung durch und hochenergetische Magnetfeldtherapie. Der Patient kann nun mit Training aus Entlastungshaltung beginnen, nur Scharnierbewegungen sind für die nächsten 4 Wochen erlaubt, intensives Extensionstraining, Koordination, Kraft und Dehnung. Wir prüfen mit Waagetest ob eine ungleiche Belastung der Beine vorliegt und mit EMG Messungen ob eine Muskeldysbalance vorhanden ist. So kann der Verletzte gezielt auftrainieren. Mit Kinesio oder Orthese kann frühzeitig wieder Sport betrieben werden, da diese Maßnahmen die Heilung enorm beschleunigen. Volle Belastbarkeit sollte nach 3 Monaten erreicht sein, je nach ärztlicher Kontrolle.
Nach mehrfacher Distorsionsverletzung sollte Sport nur mit entsprechender Orthese durchgeführt werden.
Am wichtigsten ist jedoch Vorbeugung. Die beste Prophylaxe ist eine gute seitengleiche Muskulatur. Übungen und Verhalten wie in der Nachbehandlung einer Distorsionsverletzung sind auch der beste Schutz. Besonders geeignet sind Übungen nach der Knieschule aus „Training ohne Reue“.
Wir empfehlen Aktivsandalen, wobei man mit der Krallbewegung der Zehen Fußgymnastik durchführt und Schuhe mit festem Fersenhalt besonders beim Sport aber auch beim Wandern oder im Alltag.
Wir verschreiben bei entsprechender Indikation sensomotorische Einlagen, da sie vorbeugend bei solchen Verletzungen wirken können.
Am Beispiel des musculus peroneus longus konnten hochsignifikante Änderungen der Muskelaktivität beim Tragen von sensomotorischen im Vergleich zu normalen Einlagen gezeigt werden. Eine stärkere Aktivierung zum Zeitpunkt der Lastübertragung kann geeignet sein, eine zusätzliche Stabilisierung des Fußes zu bewirken. Der musculus peroneus z.B. ist besonders wichtig zur Stabilisierung des unteren Sprunggelenkes bei der Landephase indem er die Eindrehbewegung des Rückfußes bremst. Dies kann eine ideale Vorbeugung zur Verhinderung von Supinationstraumen des Sprunggelenkes, der häufigsten Verletzung auch in der Sportmedizin, sein. Dt. Zeitschrift für Sportmedizin,Jahrgang 64, Nr.3 (2013)
Wir messen entsprechende Muskelgruppen in unserer Praxis, um bei Patienten und Sportlern muskuläre Dysbalancen beseitigen zu können.