Neue Kniegelenke: Die Zahlen für die Operationen von Knieendoprothesen explodieren in Deutschland!
Immer mehr junge Menschen, z.T. schon mit 40 Jahren, lassen sich ein neues Kniegelenk einbauen. Ein erschreckender Anstieg der Kniegelenksendoprothesen in den letzten Jahren in Deutschland von 40.000 Knie TEP’s in 1997, 150.000 in 2014 auf 193.500 in 2019 mit weiter steigender Tendenz. Bei den Hüftersatzoperationen ist es ähnlich. So hat der Weltklassetennisspieler Andy Murray in 2018 bereits mit 31 Jahren eine Hüftendoprothese bekommen. Der übliche Traum, man könne danach alles wieder wie vorher machen und erreichen, zerplatzte schnell.
Viele denken, dass durch eine schnelle Versorgung mit einer Endoprothese Knieschmerzen erledigt seien. Doch aktuelle Zahlen zeigen:
Jeder 5. Patient ist damit sehr unzufrieden! Dabei ist diesen noch jungen Menschen nicht bewusst, dass, selbst wenn sie mit der Operation zufrieden sind, Endoprothesen nur eine gewisse Zeit halten. Das können 10-15 Jahre sein aber auch 1-2 Jahre, maximal 1 Wechsel ist noch möglich und was dann? Eine aktuelle Statistik zeigt, dass allein 2018 über 14.400 Endoprothesen gewechselt werden mussten, weil das Material nicht hielt oder sich mit dem Knochen nicht vertragen hatte. Von den Knieendoprothesen, die gewechselt wurden, mussten 78% in den ersten 6 Jahren ausgetauscht werden. Das sollten die Menschen beachten, die sich in immer jüngeren Lebensalter eine Endoprothese einbauen lassen, weil sie Kniebeschwerden haben. Der Bundesgerichtshof hat im Dezember 2017 entschieden, dass das Selbstbestimmungsrecht des Patienten eine umfassende und vollständige Information über alternative Behandlungsmöglichkeiten erfordert. Er muss aufgeklärt werden, dass z.B. eine Knieoperation meist nur relativ indiziert und nicht dringend erforderlich ist.
Dr. C. H. Ullrich warnt vor leichtfertigen Operationsentscheidungen gerade im jüngeren Lebensalter. Nicht nur für ihn stehen konservative Maßnahmen zum Erhalt der Gelenke, zur Besserung von Beschwerden und zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit an erster Stelle. Nachfolgend ein Überblick.
Kniebeschwerden – aktuellste Behandlungsstrategien
Neueste sowie bewährte Verfahren zur Vorbeugung und zur Behandlung der Gonarthrose = Kniegelenksverschleiss – Arthrosemanagement
Osteoarthrose ist die häufigste Erkrankung des menschlichen Bewegungssystems. Arthrose ist eine chronische fortschreitende Erkrankung mit zunehmender Funktionseinschränkung. Es gibt keine definitiv heilende Behandlung aber Strategien zur Erhaltung und zum Stoppen/Aufhalten des Verschleißes, besonders von vorzeitiger Degeneration. Die Bedeutung der Arthrose wird immer größer, da die Bevölkerung immer älter wird, Verschleiß demnach immer häufiger vorkommt.
Zustande kommt Arthrose durch Verschlechterung der Qualität des Gelenkknorpels mit Entzündung sowie zu seinem Verlust und zu reaktiven Verknöcherungen. Weitere Entzündungen, Schmerzen und Verminderung der Belastbarkeit und Beweglichkeit sind die Folge. Richtig „krank“ werden die Betroffenen durch Bewegungsmangel, Übergewicht sowie häufig notwendige Schmerzmittel.
Es gibt jedoch Methoden und Verfahren diese negativen Vorgänge zu stoppen, aufzuhalten und sogar teilweise zu verhindern. Allerdings, was verknöchert ist, kann niemand auf der Welt rückgängig machen. Bis zum endgültigen Verlust des Knorpels jedoch kann man noch Vieles „retten“, bzw. Schlimmeres verhindern.
Mittel und Wege zum Erhalt des Knorpels:
- Verhältnisprävention und Verhaltensprävention: „Knieschule“, Anpassung des Lebenswandels. Einsicht soll durch Information erreicht werden. Betroffene werden so informiert, dass sie selbst besser über ihre Behandlung entscheiden können. Neben Anatomie und Pathologie wird die Bedeutung von statischer und dynamischer Belastung dargelegt sowie die Rolle der kniegelenksstützenden Muskulatur. *
- Spezielles Muskeltraining – je besser und ausgewogener die Beinmuskulatur ist, desto mehr ist das Gelenk geschützt, desto belastbarer im Alltag.
- Orthopädische Hilfsmittel: Aktivbandagen, Orthesen, Kinesio Tape, spezielle Einlagen, um Achsfehlstellungen zu bessern
- Lokale Behandlung mit Magerquarkpackungen, Tiger Balm, speziellen Gels, Cremes, Okklusivverbänden, Faszientherapie, Faszientraining, Cryotherapie, Druckwellenbehandlung mit dem V-actor
- Physikalische Therapie: nieder-, mittel- und hochfrequente Ströme, Tens, hochenergetische Magnetfeldtherapie, fokussierte und radiale Stoßwellen, Balance pad, EMG-Darstellung und bio feed back Training
- Medikamente zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung
- Nahrungsergänzungsmittel, speziell Chondroitin, Glucosamin, Hyaluronsäure, Mineralien, Vit. D
- Spezielle Injektionen: zunächst zum Entzündungstopp, dann zum Aufbau, bzw. Erhalt: Traumeel, ney athos, ney chondrin, Hyaluronsäure oder ACP, Neuraltherapie, Akupunktur, Mesotherapie
Meistens ist eine Kombination mehrerer dieser Therapien sinnvoll. Sind diese Möglichkeiten ausgeschöpft oder wegen extremen Verschleißes und starker Beschwerden nicht mehr sinnvoll, bleiben nur noch gelenkerhaltende oder Gelenk ersetzende Operationen.
- operative Korrektur von Beinachsenfehlstellungen. Dies kann bereits im jugendlichen Alter sinnvoll sein, Knorpelverpflanzungen: hierbei gibt es verschiedene Techniken, die aber noch nicht ausgereift sind.
10.operative Versorgung mit einer Teilprothese (Schlittenprothese), falls dies noch möglich ist oder mit einer Totalendoprothese
Am wichtigsten ist eine umfassende Aufklärung der Patienten, der Sportler und aller Bürger, die besonderen Wert auf ihre Gesundheit legen. Ähnlich wie bei der Wirbelsäule wird dargelegt, dass pathologische (krankhafte) Darstellungen im Röntgenbild, im CT oder MRT nicht automatisch einen operativen Eingriff oder Belastungsverbot etc. erfordern.
Vermeiden Sie ungünstiges Verhalten für die Knie
Nichtbelasten, bzw. Schonung, kann schädlich sein!
Training und Verhalten nach „Training ohne Reue“, eines der meist ausgezeichneten Trainingsbücher, das in aktualisierter Form in 6. Auflage erschienen ist, bedeutet die wichtigste Komponente für den Erhalt der Gelenke und Steigerung der Belastungsfähigkeit. In „Training ohne Reue“ ist auch die von Dr. Ullrich entwickelte Knieschule enthalten. Sie ist wissenschaftlich in doppelt Blind Studien untersucht worden und international publiziert worden. Muskeltraining aus Entlastungshaltung wird meist nach einer Operation empfohlen ist jedoch auch vor einem operativen Eingriff extrem wichtig, um das Operationsergebnis zu verbessern. Dazu müssen Patienten teilweise schmerzlindernde Medikamente bekommen, damit sie nicht immer immobiler werden und an Gewicht zunehmen, was eine Endoprothese wiederum ungünstig belastet. Eine englische Studie hat vor einigen Jahren sensationelle Ergebnisse hinsichtlich der Rolle des Gewichtes gezeigt. Die Hälfte der Studienteilnehmer erhielt eine Knie-Endoprothese, die andere Hälfte führte eine Gewichtsreduktion durch ohne Operation. Nach 1 Jahr Beobachtungszeit waren beide Gruppen hinsichtlich Beschwerden und Zufriedenheit gleich! Dies soll jetzt in weiteren Studien überprüft werden.
Dr. Ullrich: Ich freue mich immer, wenn ich von operativ tätigen Kollegen übermittelt bekomme „Ihre Patienten sind super vorbereitet, sie haben vor dem klinischen Aufenthalt gelernt, mit Gehstützen zu gehen, sie wissen, dass sie noch am Op.Tag aufstehen müssen/können, sie machen Antithrombosetraining, haben geübt, an Gehstützen zu gehen etc.“. Dr. Ullrich wünscht sich, dass dies Standard ist.
Nachdem selbst Weltmeister im Fußball und anderen Sportarten, auch Wimbledon Sieger künstliche Kniegelenke und Hüftgelenke erhalten mussten, bevor sie 50 Jahre alt waren, forschte man nach vorbeugenden Möglichkeiten und wendete sie dann mit großem Erfolg an. Erfahrungen aus der Sportmedizin mit Spezialbehandlungen sollen auch der Allgemeinheit zu Gute kommen. Viele dieser Injektionen haben sich nun seit über 30 Jahren bewährt.
Chondroitin und Glucosamin haben z.T. keine wesentlichen Vorteile aber auch nachweislich in internationalen Studien positive Auswirkungen gegenüber Plazebo gezeigt, deutlicher noch Hyaluronsäure, die injiziert wird wie auch homöopathische Mittel wie Traumeel. Wachstumsfaktoren und Zytokine sind aktuell in den Vordergrund gerückt. Neueste Forschungen weisen auf die Gewinnung von Wachstumsfaktoren für den Knorpel hin, die aus dem eigenen Blut gewonnen und in betroffene Gelenke injiziert werden. ACP = Polypeptide, die den Stoffwechselkreislauf des Gelenkknorpels beeinflussen. Nach der normalen Blutabnahme werden in dem zentrifugierten Serum Wachstumsfaktoren gewonnen. Ein einzelner Wachstumsfaktor kann keine reparativen Vorgänge bewirken. Kombinierte Wachstumsfaktoren schütten antiinflammatorische (entzündungshemmende) Substanzen und proinflammatorische (aufbauende) Zytokine aus. Solche kombinierten Wachstumsfaktoren sind notwendig, um knorpelregenerative Prozesse im Gelenk zu erreichen. Injektionen mit ACP erfüllen diese Voraussetzungen. Es gibt zahlreiche Growth (=Wachstums) Faktoren, meist erst in Tierversuchen erforscht. Für einen, ACP, gibt es auch beim Menschen nach neuesten Forschungen gesicherte positive Auswirkungen auf den Knorpelstoffwechsel. Wir sehen in der Praxis seit Beginn dieser Behandlungsmaßnahmen ebenfalls deutliche Erfolge, egal in welchem Alter sie angewendet werden! Entzündungshemmung, Wundheilung und Gewebeneubildung, regenerative Prozesse werden mit diesen speziellen Anwendungen in Gang gesetzt.
Eine ausgewogene und optimierte Gelenkbehandlung erfordert neben den beschriebenen Anwendungen entsprechende Injektionen in das Gelenk.
Es wird weiter geforscht, um noch mehr Wachstumsfaktoren gewinnen zu können, die sich in Tierversuchen bereits bewährt haben. Die Erfahrungen aus der Sportmedizin lassen wir nun allen Betroffenen zu Gute kommen.
Nicht nur Profis nehmen solche sinnvollen Angebote wahr, um weniger Beschwerden zu haben und weniger vorzeitigen Verschleiß, um eine Operation zu vermeiden oder zumindest deutlich hinauszuzögern und besonders, um einfach belastungsfähiger im täglichen Leben, in Beruf und Sport, zu sein.
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Dr. med. C. H. Ullrich